2021_GS_Kleine große Liebe
Foto: Christoph Koestlin
Nachts in Kapstadt, als Annett Louisan auf der provisorischen Bühne der Fernsehsendung „Sing meinen Song“ die erste Skizze der damals gerade entstehenden Songs performte, war klar, dass „Kleine große Liebe“ ein autobiografisches Album werden würde. Bis zu diesem Abend in Südafrika hatte Annett Louisan zig Gold- und Platinauszeichnungen erhalten, und weit mehr als 1,5 Millionen CDs verkauft. Ebenso viele Menschen hatten ihr auf ihren Tourneen zugehört. Annett Louisan wollte jetzt noch einen Schritt weitergehen, sich nicht weiterhin in ihrer gelernten Rolle gefallen, und etwas Neues wagen. Weniger mit Charakteren und Figuren kokettieren, weniger die Grauzonen zwischen „ich“ und der jeweiligen „Rolle“ ausleuchten, aber dafür mehr Wahrheit, mehr Wahrhaftigkeit wagen. Es ging um den berühmten nächsten Schritt. Die vielfältigen Eindrücke und neuen Ideen haben Annett Louisan zu einer höchst spannenden musikalischen Reise inspiriert. Auf den beiden Alben des Doppel-Albums jongliert sie geschickt zwischen den leisen, scharfsinnigen Songs der „Kleinen Liebe“ und den lauteren, aber ebenso subtilen Erzählungen der „Großen Liebe“.
Annett Louisans Reise war lang. Seit ihrem letzten regulären Studioalbum sind fast fünf Jahre vergangen, und es hat viel Mut erfordert, sich diese Zeit zu nehmen und zu geben. Ein kurzer Zwischenschritt war ein Cover-Album mit Songs, die ihr sehr viel bedeuten. Eine letzte Tour in 2017, bereits schwanger, war nochmal eine liebevolle Umarmung mit ihrem Publikum. Und dann war Stille. Doch dann fing an Annett wieder an zu schreiben. „Die schönsten Wege sind aus Holz“, der letzte Song des „Kleine Liebe“-Albums, geht liebevoll mit Fehlern um. Auf dem Pfad des Lebens ist Annett ihrer geliebten Großmutter Louise, von der sie ihren Künstlernamen ableitet, auch nähergekommen. Auch ihrer Familie, zu der sie in einem weiteren Song feststellen muss: „Wir sind verwandt...“. Annett Louisan zeichnet ein großes Bild, ein „Big Picture“ von ihrer Welt, vom Übergang aus der Zeit des Heranwachsens, bis zum Erwachsensein. Das Doppelalbum „Kleine große Liebe“ erzählt somit auf zwei unterschiedlichen musikalischen Ebenen von dem Weg einer Künstlerin, erwachsen zu werden.